Wie Sie sich selbst helfen können

Sie trauern um einen geliebten Menschen.
Nichts wird mehr, wie es war. Jeder Schritt, jede „alltägliche“ Handlung fällt schwer.

 

Wie soll es weitergehen?
Vertrauen Sie auf Ihre eigenen Kräfte.
Was Sie als Trauernde erleben, ist normal – auch in heftiger, fast nicht auszuhaltender Intensität.

Im Augenblick fühlen Sie sich traurig und Sie sind verzweifelt. Sie haben einen lieben Menschen verloren, der Ihnen viel bedeutet.
Sie spüren einen inneren Schmerz, den Sie so bisher noch nicht gekannt haben. Die Welt scheint über Ihnen zusammenzustürzen.

Was Sie sich so sehr wünschen, können Sie nicht oder nicht mehr bekommen. In Ihrem Inneren quälen Sie sich mit Gedanken „Nie mehr werde ich …“ „Nie mehr kann ich … bekommen“.

Die Gedanken an den Verlust nimmt Ihr ganzes Denken und Leben in Beschlag.

Sie glauben, den Schmerz und den Verlust nicht ertragen zu können.

Sie fühlen sich weit entfernt von den anderen Menschen, die scheinbar fröhlich und sorglos durchs Leben gehen. Sie glauben, dass Sie nie mehr lachen können und es für Sie kein Leben nach dem Verlust geben wird.

Begleiterscheinungen Ihrer Trauer und Verzweiflung: den Mut verlieren; sich hoffnungslos fühlen; sich hilflos fühlen; keinen Ausweg sehen; in ein dunkles Loch fallen; kraftlos sein; den Boden unter den Füßen verlieren; angsterfüllt sein; sich wertlos fühlen; keinen klaren Gedanken fassen können; grübeln.

Sie leiden vielleicht unter Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Herzrasen, Anspannung, Gereiztheit, Übelkeit, Schwindel, Kraftlosigkeit, Interesselosigkeit, Müdigkeit, Unruhe, Heißhunger und Appetitverlust.

Es gehen Ihnen Gedanken durch den Kopf wie „Das ist schlimm, hoffnungslos …“, „Ich kann das nicht ertragen…“.

Wie Sie Ihre Trauer und Verzweiflung lindern können

  • Nehmen Sie Ihre Gefühle der Trauer und Verzweiflung an
    Es ist normal, zu trauern wenn man einen geliebten Menschen verliert. Keine Angst, diese traurigen Gedanken und die Hoffnungslosigkeit werden Sie nicht ewig begleiten.
    Sie werden Ihre tiefe Trauer mit der Zeit überwinden, auch wenn Sie den Menschen nicht mehr zurückholen können.

  • Drücken Sie Ihre Traurigkeit aus
    Führen Sie ein Tagebuch, in dem Sie Ihre Stimmung festhalten und wenn Ihnen danach ist, lassen Sie die Tränen laufen.
    Schreiben Sie Gedichte, verleihen Sie Ihren Gefühlen in selbst gemalten Bildern Ausdruck. Erlauben Sie sich, traurig zu sein.

  • Erlauben Sie sich Hadern und Selbstmitleid
    Für den Augenblick ist es in Ordnung, mit dem Schicksal zu hadern. Es ist in Ordnung, wenn Sie sich bedauern und bemitleiden.

  • Holen Sie sich Unterstützung
    Bleiben Sie nicht allein, sondern rufen Sie bei der Familie, Freunde oder bei der Telefonseelsorge an. Sprechen Sie mit anderen über ihre Gefühle.

  • Verwöhnen Sie Ihren Körper
    Haben Sie bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke, die Sie früher mit „Trost“ verknüpft haben: eine Tasse heiße Schokolade, einen Teller Hühnersuppe, Himbeersaft, Vanillepudding oder Erdbeereis?
    Das ist jetzt der Moment, wo sie Ihnen wieder helfen können.

  • Bringen Sie sich in Bewegung
    Wenn Sie sich bewegen, laufen Sie Ihrer Traurigkeit davon. Trauer hat immer etwas mit Erstarrung und Hilflosigkeit zu tun. Durch die Bewegung zeigen Sie Ihrem Körper, dass Sie etwas bewegen können und dass es weitergeht.

  • Leben Sie nur diesen einen Tag
    Planen Sie nur für einen Tag. Einen Tag können Sie mit Ihrem Schmerz aushalten. Morgen können Sie neu entscheiden.

  • Suchen Sie nach Dingen, für die Sie dankbar sein können
    Suchen Sie nach Dingen in Ihrem Leben, für die Sie – auch jetzt, wo Sie Ihren Verlust beklagen – dankbar sein können.
    Das mag vielleicht etwas zynisch klingen, aber versuchen Sie bitte, Ihren Blick weg von dem, was Sie verloren haben, auf das zu lenken, was Ihnen geblieben ist.
    Ihr Leben besteht nicht nur aus Ihrem Verlust, auch wenn Sie es im Augenblick so empfinden mögen.

  • Erinnern Sie sich an Krisen, die Sie überwunden haben
    Welche Gedanken oder Verhaltensweisen haben Ihnen damals geholfen? Können diese Ihnen jetzt auch helfen? Gibt es Menschen, die Ihnen damals geholfen haben, und heute auch für Sie da sein könnten?

Was Sie langfristig gegen Ihre Trauer und Verzweiflung tun können

Vielleicht möchten Sie an dieser Stelle sagen, dass Sie die Ursache Ihres Schmerzes sehr wohl kennen. Und man bräuchte nur den Verlust rückgängig machen, dann wären all Ihre Probleme gelöst und Ihre Trauer wäre verflogen.

Diesen Wunsch kann Ihnen leider niemand erfüllen. Doch können wir Ihnen Mut machen. Auch wenn die Lücke, die dieser Verlust in Ihr Leben gerissen hat, nie mehr in dieser Form zu füllen ist, werden Sie nicht ein ganzes Leben unter diesem großen Schmerz leiden. Sie werden eine neue Perspektive für Sie und Ihr Leben finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Zunächst einmal müssen Sie akzeptieren, dass der Verlust stattgefunden hat und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Sie müssen sich verabschieden von all dem, was Sie nicht mehr in dieser Form erleben können. Das braucht seine Zeit.

Dann können Sie Ihren Blick auf die Frage richten: „Wie könnte mein Leben von nun an aussehen?“ „Was möchte ich mir nun vornehmen?“ „Was habe ich jetzt an Möglichkeiten, mein Leben zu gestalten?“ „Wie möchte ich meinem Leben jetzt einen Sinn geben?“

Blättern Sie den Kalender 5 Jahre weiter. Stellen Sie sich vor, Sie wären 5 Jahre älter. Wie könnte Ihr Leben dann aussehen?

Bemühen Sie sich darum, sich nicht trauernd zu sehen, sondern zumindest wieder von einem Sinn erfüllt.